Diese Illustration zeigt, wie ein Bischof einen mittelalterlichen Marktplatz segnet. In den Markständen befinden sich Kaufleute, die ihre Waren zum Verkauf anbieten.

„Erlebnis Mittelalter“ – eine vergangene Epoche kennenlernen und das Heute verstehen

Die Suche nach den Vorfahren, die Familienforschung, und in der Folge die Haus- und Hofforschung boomt: Mit den heutigen Forschungsmöglichkeiten ist man bald in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angekommen und damit im Mittelalter. Man liest aus herrschaftlichen Akten, von Diensten, Robot und Zehent, von Niederer Gerichtsbarkeit und Landgericht, von Hofstätten, Lehen und Überländ. Hat man die erste Hürde des Kurrentlesens überwunden, muss man sich in eine neue „Welt“, in eine andere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung hineindenken.

Den Rückblick pflegen und Parallelen entdecken

1848 war mit der Grundentlastung, der Auflösung der „Herrschaften“ die neue „Welt“ angebrochen – die Untertanen wurden zu Staatsbürgern, die herrschaftliche Verwaltung wurde zur Staatsverwaltung, die Selbstversorgerwirtschaft wich der Marktwirtschaft, die Gerichtsbarkeit ging endgültig in die staatliche Justizverwaltung über usw. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es den Lehensstaat, die ständische Verwaltung und die Grundherrschaften, die fast die gesamte Verwaltung durchführten – und diese Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ging weit zurück ins Mittelalter.

Um das Geschehen in der Familie, auf Grund und Boden, Haus und Hof sowie die Rechtsverhältnisse ab dem 19. Jahrhundert zurück verstehen zu können, muss man die mittelalterlichen Verhältnisse, den Feudalstaat, die Grundherrschaften, die herrschaftliche Verwaltung, das Bürgertum und die wirtschaftlichen Verhältnisse im Mittelalter „erleben“ können.

Mit der Online-Vortragsreihe „Erlebnis Mittelalter“ auf Entdeckungsreise

Die Vortragsreihe „Erlebnis Mittelalter“ bringt eine Einführung in das Verstehen einer vergangenen Epoche, die oft als beengendes, bedrückendes und auch rückständiges Zeitalter beschrieben wird. Dass dem nicht ganz so ist, wurde in den Onlinevorträgen „Feudalstaat und Grundherrschaft“ sowie „Landwirtschaft im Mittelalter“, vorgestellt. In weiteren Folgen schließen die Einführungen in „Stadt und Bürgertum im Mittelalter“ (22. November 2023, 18 Uhr) sowie „Rechtsfindung und Urteilsvollstreckung im Mittelalter“ (13. Dezember 2023, 18 Uhr) an. Die Vorträge verstehen sich auch als Einführung für den im kommenden Jahr anzubietenden Lehrgang „Regional- und Heimatforschung“.

Text: Dr. Gerhard Floßmann, Historiker und Referent der Vortragsreihe