Drei Personen legen die Hände aufeinander. Die Personen tragen bunte Anoraks, eine sitzt im Rollstuhl.

Barrierefreiheit in der Gemeinde – Inklusion und Gemeinschaft fördern

Seit vielen Jahren bietet das Projekt BhW barrierefrei Gemeindebegehungen in ganz Niederösterreich an. Mit dieser Sensibilisierungsmaßnahme soll das Bewusstsein für die Umsetzung barrierefreier Maßnahmen gestärkt werden. Die öffentlichen Gebäude und Außenanlagen der Gemeinde, aber auch die Gemeindewebsite werden im Hinblick auf barrierefreie Zugänglichkeit unter die Lupe genommen und die Verantwortlichen bekommen wertvolle Tipps und Anregungen, wie die Gemeindeangebote für alle zugänglich gestaltet werden können.

Auch die Gemeinde Allhartsberg hat dieses Angebot bereits in Anspruch genommen und wurde für ihre Bemühungen 2022 mit dem Preis „Vorbild Barrierefreiheit“ ausgezeichnet. Im Interview erzählen Bürgermeister LAbg. Anton Kasser und Bildungsgemeinderätin Elfriede Reitbauer, was sie dazu bewogen hat, sich für mehr Barrierefreiheit in ihrer Gemeinde einzusetzen und wie das BhW Niederösterreich sie dabei unterstützt hat.
 

Flora Buchinger: Sie haben 2011 und 2022 Gemeindebegehungen mit dem BhW Niederösterreich durchgeführt. Was war Ihre Motivation, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen und die Barrierefreiheit in Ihrer Gemeinde anzugehen?

Elfriede Reitbauer: Wir wollten einmal Bilanz ziehen: Welches barrierefreie Angebot haben wir in der Gemeinde schon? Was können wir verbessern? So sind wir auf das Angebot des BhW aufmerksam geworden.

Anton Kasser:Ich habe eine Verwandte, die seit einem Unfall Rollstuhlfahrerin ist. Das hat mich für das Thema Barrierefreiheit sensibilisiert.

Wie sind die Gemeindebegehungen abgelaufen?

AK: 2011 hat erstmals eine Gemeindebegehung stattgefunden. Das war super, mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer durch die Gemeinde zu spazieren und zu erkennen: Wo gibt es Hindernisse, die man als nicht Betroffener vielleicht gar nicht bemerkt? Beim barrierefreien WC war z.B. die Tür um ein paar Zentimeter zu schmal. Das wäre ohne die Begehung nicht aufgefallen. Wir haben die Tür dann entsprechend verbreitert.

2022 gab es wieder eine Gemeindebegehung mit dem BhW, diesmal im Naturbad an der Ybbs.

AK:Wir wollten schauen, wie wir das Naturbad besser zugänglich machen können. Inzwischen betreibt die Lebenshilfe unter dem Namen „Wir4di“ das Badbuffet. Klientinnen und Klienten und das Betreuungspersonal verkaufen Getränke und Eis und erledigen auch die Grünraumpflege. Durch die Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe ist der Ansporn noch einmal größer geworden, uns um das Thema Barrierefreiheit beim Naturbad zu kümmern. Im nächsten Jahr werden wir Zugänge für Rollatoren und Rollstühle schaffen, damit auch mobilitätseingeschränkte Menschen die schöne Umgebung genießen können.

 

Barrierefreiheit ermöglicht Teilhabe für alle

Ihr Engagement hat sich schon ausgezahlt: 2022 wurde Ihre Gemeinde mit dem Preis „Vorbild Barrierefreiheit“ des BhW Niederösterreich ausgezeichnet. Was wollten Sie mit dem barrierefreien Umbau Ihrer Gemeinde bewirken?

ER: Der Grundgedanke war einfach, dass wir in Allhartsberg niemand davon ausschließen möchten, am täglichen Leben und der Öffentlichkeit teilzunehmen. Alle sollen an alltäglichen wie auch an besonderen Erlebnissen teilhaben können.

AK: Inzwischen haben wir viele Gebäude in der Gemeinde mit Liften, Treppenliften oder Rampen ausgestattet und viele WCs barrierefrei gestaltet. Wenn man Barrierefreiheit bei jedem Bauvorhaben mitbedenkt und mit plant, ist es kein großer zusätzlicher Aufwand. Allerdings denken viele Menschen bei Barrierefreiheit sofort an Rollstuhltauglichkeit, dabei hat das Thema noch viel mehr Facetten.

Wie wird denn das barrierefreie Angebot in Ihrer Gemeinde angenommen? Gab es positives Feedback aus der Bevölkerung?

ER: Positive Rückmeldungen kommen vor allem von Betroffenen. Auch dass die Lebenshilfe mit ihrem Projekt in das Freizeitangebot der Gemeinde eingebunden ist, wird sehr gut aufgenommen, weil es Menschen mit Behinderung im Alltag sichtbar macht.

 

Das Projekt BhW barrierefrei unterstützt Gemeinden auf dem Weg zu mehr Barrierefreiheit

Was wäre Ihrer Meinung nach wichtig, um mehr Bewusstsein für Barrierefreiheit und Inklusion bei Gemeindeverantwortlichen zu schaffen?

ER: Ich glaube, Bewusstsein schaffen kann man nur, indem man es vorlebt und versucht, in der eigenen Gemeinde Barrieren zu entschärfen. Durch konkrete Umsetzungen kann man das Thema den Menschen näherbringen.

AK:Es ist gut, dass es das Beratungsangebot und die Gemeindebegehungen des BhW Niederösterreich gibt. Außerdem braucht es in der Gemeinde jemanden, der sich um das Thema kümmert. Bei uns ist das Frau Reitbauer. Es ist ihr zuzuschreiben, dass wir Barrierefreiheit mittlerweile bei allen Prozessen mitdenken.

Haben Sie einen Tipp für andere niederösterreichische Gemeinden, die ihre Angebote für alle Menschen zugänglicher machen wollen?

ER: Wichtig ist vor allem ein kompetenter Ansprechpartner, an den man sich mit Fragen wenden kann, wie das Projekt BhW barrierefrei. Für uns war die Gemeindebegehung mit dem BhW der Start zu mehr Barrierefreiheit in unserer Gemeinde.

AK: Barrierefreiheit sollte in der heutigen Zeit eine Selbstverständlichkeit sein. Sie heute nicht mitzudenken, geht nicht mehr. Darum ist es das Gebot der Stunde, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dann ist man als Gemeinde ein Vorbild und andere sehen: Barrierefreiheit ist möglich, das muss keine Kostenfrage sein.

Herzlichen Dank für das informative Gespräch!

 

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Kontakt:
BhW barrierefrei
Flora Buchinger
02742-311337-136
barrierefrei(at)bhw-n.eu