Vorbildliche barrierefreier Projekte in Niederösterreich gewürdigt
Barrierefreiheit ist ein zentraler Schlüssel zu einer inklusiven Gesellschaft. Sie ermöglicht allen Menschen – unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen – gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Arbeit, Information, Gebäuden und Freizeitangeboten. Für rund ein Fünftel der Bevölkerung ist Barrierefreiheit eine grundlegende Voraussetzung, für die Hälfte eine wertvolle Unterstützung – und für alle ein Gewinn an Komfort und Lebensqualität. Durch barrierefreie Gestaltung werden Hindernisse abgebaut, Selbstbestimmung gestärkt und eine Umgebung geschaffen, in der alle Menschen aktiv und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Mit dem Barrierefrei-Preis würdigte das BhW Niederösterreich in einem feierlichen Festakt Menschen, Gemeinden und Institutionen, die in besonderem Maße dazu beitragen, Hindernisse abzubauen und gleichberechtigten Zugang für alle zu schaffen. „Was hier ausgezeichnet wird, sind echte Zukunftsmodelle, die zeigen, wie wir Niederösterreich Schritt für Schritt inklusiver gestalten können“, betonte Landesrat Anton Kasser. Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister ergänzte: „Diese Projekte machen Barrierefreiheit sichtbar und selbstverständlich. Sie sind Impulsgeber und Vorbilder, wie Teilhabe in allen Lebensbereichen gelingen kann.“
In der Kategorie „Gemeinden“ überzeugte die Stadtgemeinde Berndorf mit einer barrierefreien Stadtbibliothek, die speziell auf die Bedürfnisse von blinden, sehbeeinträchtigten, lernschwachen und älteren Besucherinnen und Besuchern abgestimmt ist.
In der Kategorie „Freizeit und Sport“ wurde der Inklusionssporttag in Krems ausgezeichnet, der Volksschulkindern mit und ohne Förderbedarf gemeinsames Sporterleben ermöglicht. Auch der Verein „Bunt gemischt“ erhielt eine Auszeichnung: Das rund 40-köpfige ehrenamtliche Team organisiert Freizeitaktivitäten, Workshops und inklusive Ferienbetreuung für über 100 Menschen mit Behinderungen.
Im Bereich „Kultur und Tourismus“ wurden gleich zwei Projekte prämiert: Das Beethovenhaus Baden überzeugte mit Gebärdensprach-Guides, Sonderveranstaltungen und Kooperationen mit dem Gehörlosenverein WITAF, die neue Zugänge zu Kultur eröffnet. Die Oper BURG GARS ermöglicht blinden und sehbehinderten Menschen ein barrierefreies Opernerlebnis und setzt damit Maßstäbe in der inklusiven Kulturvermittlung.
In der Kategorie „Arbeit und Integration“ punktete der Behindertenbeirat Krems mit seiner „Workshopreihe zur Sensibilisierung von Unternehmen für den Umgang mit Menschen mit Behinderungen.
Der Preis in der Kategorie „Kommunikation“ ging an das Projekt „Central Europe – Accessible Spaces for All“ des Weinviertel Tourismus, das praxisnahe Informationen für barrierefreies Reisen in der Region bereitstellt.
In der Kategorie „Personen und Institutionen“ wurde der Rollstuhltennisspieler Josef Riegler gemeinsam mit dem UTC Texingtal ausgezeichnet. Riegler brachte seine Erfahrung in die Planung eines barrierefreien Tennisplatzes ein, der gemeinsames Training von Menschen mit und ohne Behinderungen ermöglicht.
„Mit der Auszeichnung ‚Vorbild Barrierefreiheit‘ machen wir jene sichtbar, die Barrieren abbauen und Teilhabe für alle ermöglichen“, erklärte BhW Niederösterreich-Geschäftsführerin Therese Reinel. „Barrierefreiheit ist für viele Menschen notwendig, für alle aber hilfreich und komfortabel – sie macht unser Zusammenleben offener und lebenswerter.“ Kultur.Region.Niederösterreich-Geschäftsführer Martin Lammerhuber ergänzte: „Barrierefreiheit ist kein Randthema, sondern ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft. Gemeinsam können wir Bewusstsein schaffen und Veränderung anstoßen.“
Für Begeisterung sorgte bei der Verleihung die inklusive Tanzperformance der „Ich bin O.K.“ Dance Company. Durch den barrierefreien Festakt führten Florian Katzmayr, stellvertretender Verbandsleiter des Gehörlosenverbands Niederösterreich, und ORF-Moderatorin Miriam Labus.
Zur Fotogalerie: https://www.bhw-n.eu/fotogalerie/vorbild-barrierefreiheit-2025
Siegerprojekte Vorbild Barrierefreiheit 2025
Kategorie 1 Gemeinden:
Stadtgemeinde Berndorf – Öffnung der Bibliothek für Sehschwache, Blinde und Personen mit Lese- und Lernbeeinträchtigung
Die Stadtbibliothek Berndorf hat in mehreren Schritten ein umfassendes Konzept zur Barrierefreiheit und Inklusion umgesetzt, das insbesondere sehbeeinträchtigte und blinde Menschen, Personen mit Lernschwierigkeiten sowie ältere Besucherinnen und Besucher berücksichtigt. Neben der Anschaffung von Großdruckbüchern, Büchern in einfacher Sprache, spielerischen Lernhilfen und Audiomaterialien wurden barrierearme Rückzugsorte sowie taktil orientierbare Sitzmöbel geschaffen. Ergänzt wird das Angebot durch zusätzliche Servicestunden, die eine intensivere Betreuung ermöglichen. Die Jury hob hervor, dass Barrierefreiheit hier ganzheitlich gedacht wurde: von der zielgruppenorientierten Aufbereitung des Bestands über innovative Medienformate bis hin zu barrierefreien Veranstaltungskonzepten, die eine selbstständige und intuitive Nutzung der Bibliothek erleichtern.
Kategorie 2 Freizeit und Sport:
Inklusionssporttag in Krems an der Donau
Der jährlich stattfindende Inklusionssporttag in Krems bringt Volksschulkinder mit und ohne besonderen Förderbedarf unter dem Motto „Inclusion Live – gemeinsam stärker“ zusammen. In gemischten Teams absolvieren die Kinder in der Kremser Sporthalle verschiedene Sportstationen, die gemeinsam mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Krems, lokalen Vereinen und Organisationen wie dem Österreichischen Jugendrotkreuz gestaltet werden. Ziel ist es, Barrieren abzubauen, Vorurteile zu überwinden und spielerisch Inklusion erlebbar zu machen. Die Jury würdigte besonders den niederschwelligen Zugang zum Sport für Kinder mit Behinderungen, die konsequente Ausrichtung auf Gemeinschaft und das innovative Vorbild dieses Projekts, das in Niederösterreich einzigartig ist.
Bunt gemischt: Freizeit ohne Barrieren – Selbstbestimmt leben und Inklusion
Der gemeinnützige Verein „Bunt Gemischt“ entstand aus einer Elterninitiative, die ihren Kindern erfüllte Freizeit ermöglichen wollte. Heute unterstützt das überwiegend ehrenamtliche 40-köpfige Team rund 100 Menschen mit Behinderungen bei der Gestaltung von Freizeit, Sport, Ausflügen und Workshops und organisiert inklusive Ferienbetreuung. Insgesamt wurden bereits rund 10.000 Stunden Freizeitgestaltung ermöglicht, oft in Kooperation mit Vereinen und Organisationen. Die Jury lobte besonders die flexible Berücksichtigung individueller Wünsche, die gemischte Zusammensetzung der Gruppen und die Vielfalt an Angeboten. Hervorgehoben wurde zudem das große Engagement des Freiwilligenteams, das das Projekt in dieser Qualität erst möglich macht.
Kategorie 3 Kultur und Tourismus:
Inklusion im Museum - Angebote zum Thema Gehörlosigkeit im Beethoven Haus Baden
Das Projekt „Klang ohne Grenzen“ im Beethovenhaus Baden setzt sich mit dem Thema Gehörlosigkeit auseinander und bietet Sonderveranstaltungen, digitale Guides in Österreichischer Gebärdensprache sowie Führungen in Kooperation mit dem Gehörlosen-Verein WITAF. Ergänzt wird das Programm durch Workshops, ÖGS-Kurse und Vorträge, die in zwei Schwerpunktwochen stattfinden. Besonders für Schulklassen gibt es eigene Vermittlungsangebote, die junge Menschen frühzeitig für das Thema sensibilisieren. Die Jury lobte die gelungene Verbindung zum Leben Beethovens, die umfassende Sensibilisierung und die Vielfalt der inklusiven Angebote.
Burg Gars – Oper für blinde und sehbehinderte Menschen
Mit ihrem inklusiven Opernprojekt ermöglicht die Oper BURG GARS blinden und sehbehinderten Menschen ein gleichwertiges Opernerlebnis und schafft damit ein gemeinsames Kulturerlebnis ohne Barrieren. 2025 werden drei Aufführungen von „La Traviata“ mit Live-Audiodeskription, Programmflyern in Brailleschrift und Tastführungen angeboten, ergänzt durch ein im Umgang mit Sehbehinderungen geschultes Team. Die Jury lobte insbesondere das österreichweit einzigartige Gesamtkonzept und die hohe Qualität der Umsetzung. Hervorgehoben wurde zudem das persönliche Engagement von Intendant Clemens Unterreiner, dessen eigene Erfahrung das Projekt auf besondere Weise prägt.
Kategorie 4 Arbeit und Integration:
Workshopreihe „Sensibilisierung von Menschen mit Behinderungen“ initiiert vom Behindertenbeirat Krems, Christoph Stricker und der Stadt Krems
Der Behindertenbeirat der Stadt Krems initiierte die Workshopreihe „Sensibilisierung von Menschen mit Behinderungen, Barrierefreiheit und Inklusion am Arbeitsplatz“, die sich an Führungskräfte, Personalverantwortliche und Mitarbeitende des Magistrats richtet. Ziel ist es, Bewusstsein für den Umgang mit Menschen mit Behinderungen zu schaffen und Inklusion sowie Barrierefreiheit nachhaltig zu verankern. Besonders wertvoll ist, dass Menschen mit Behinderungen selbst als Fachleute in die Workshops eingebunden sind. Die Jury lobte die umfassende Sensibilisierung und den wichtigen Beitrag zum Abbau von Barrieren in den Köpfen.
Kategorie 5 Kommunikation:
Central Europe – Accessible Spaces for All vom Weinviertel Tourismus
Das Projekt wurde gestartet, um den barrierefreien Tourismus stärker sichtbar und zugänglich zu machen. Kernpunkte sind die Entwicklung eines Web Accessibility Viewers zur digitalen Erfassung barrierefreier Zugänge, ein Leitfaden für Betriebe zur transparenten Darstellung ihrer Angebote sowie Webinare und Beratungen vor Ort. Ergänzend wurden ein einheitliches Icon für barrierefreie Betriebe und ein Flyer mit geprüften Ausflugszielen im Weinviertel erstellt. Die Jury lobte besonders die konsequente Einbindung von Barrierefreiheit im Tourismus sowie die praxisnahen Informationen, die Reisenden mit unterschiedlichen Bedürfnissen den Zugang erleichtern. Es zeigt, wie wichtig die Kommunikation von Informationen zur Barrierefreiheit ist.
Kategorie 6 Personen und Institutionen:
Josef Riegler und der UTC Texingtal
Josef Riegler, Vorstandsmitglied des UTC und erfolgreicher Rollstuhltennisspieler, brachte seine Erfahrung und sein Engagement aktiv in die Planung und den Umbau des barrierefreien Tennisplatzes ein. Mit der Erweiterung von zwei auf drei Plätze entstand eine Anlage, die Inklusion und Chancengleichheit im Sport sichtbar macht. Die barrierefreie Infrastruktur ermöglicht gemeinsames Training und sportlichen Wettbewerb von Menschen mit und ohne Behinderungen. Die Jury würdigte besonders Rieglers persönlichen Einsatz, der ihn zu einem sportlichen und gesellschaftlichen Vorbild macht.









