Talk im Turm: „Gemeinschaft stärkt Gesellschaft und Individuum“
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In seiner Einleitung für den diesjährigen Bildungsevent des BhW Niederösterreich „Talk im Turm“ nahm Spitzensportler und Sportmoderator Andreas Onea die Essenz des Abends vorweg. Gerade auch aus seinen persönlichen Erfahrungen als Sportler mit Behinderung heraus betonte er: „Nur gemeinsam schaffen wir, Probleme und Herausforderungen zu meistern.“ Zum Thema „Wie Gemeinschaft gelingt“ referierten auf Einladung des BhW die Juristin, Autorin und New-Work-Expertin Lena Marie Glaser sowie die bekannte TV-Journalistin, Moderatorin und Ombudsfrau Barbara Stöckl im Schloss Gurhof. Nach einer Einleitung des Ensembles „Young Stars“ sprachen sie über Herausforderungen, über die „Wichtigkeit der Gemeinschaft für Gesellschaft und Individuum“ sowie die Möglichkeiten, gemeinschaftlich zu handeln.
Zuvor betonte noch der für Erwachsenenbildung verantwortliche LandesratLudwig Schleritzko, dass es zum Gelingen der Gemeinschaft eine ausprägte soziale Infrastruktur brauche. „Das BhW Niederösterreich bietet weit mehr als nur Infrastruktur – wir füllen es täglich mit Leben und gemeinschaftlichem Engagement. Durch unsere vielfältigen Bildungsangebote, einschließlich innovativer Formate wie „Talk im Turm“, bieten wir Orientierung in Zeiten des Wandels und unterstützen die Menschen in den Regionen.“
Gemeinschaft durch gegenseitiges Verständnis
Lena Marie Glaser zeichnete das Bild einer sich stets verändernden Arbeitswelt. „Das Tempo ist rasanter geworden, die demographische Entwicklung bringt Herausforderungen mit sich.“ Sie warb für das gegenseitige Verständnis unter den Generationen. Hier gelte es, Stereotypen zu hinterfragen. „Manche der älteren Generation denken sich, die Jungen seien heutzutage faul. Nach intensiver Beschäftigung und Zusammenarbeit mit diesen Jungen weiß ich aber, dass sich einfach die Perspektiven verschoben haben. Der aktuelle Wertewandel bringt ein Umdenken mit sich, dass die jüngere Generation Jobs nach Kriterien wie Wertschätzung, Weiterbildungsmöglichkeiten, Entwicklungspotenzial und Gemeinschaftsgefühl auswählen lässt.“ Für eine gelingende Gemeinschaft sei es unabdingbar sich Fragen zu stellen wie „Wo sind wir heute?“ und „Wo wollen wir hin?“. Das Wissen der Vielen sei für die Gesellschaft, aber auch ganz konkret für ein Unternehmen hier ein unglaublicher Schatz der Erfahrungen, die es zu integrieren gelte.
Barbara Stöckl betrachte den Begriff Gemeinschaft und siedelte ihn zwischen Gruppe und Gesellschaft an. Die mache unbedingt auch Sinn für den Einzelnen, wie etwa über die Sicherheit durch Zugehörigkeit, das Erstarken des Selbstvertrauens durch gemeinsam erreichte Ziele und sinnstiftendes Tun. Digitale Konzerne versprächen Online-Gemeinschaftsgefühl, was Stöckl hinterfragte. Über Smartphones und Computer sprach sie somit als sinnvolle Werkzeuge, fügte aber durchaus kritisch an: „Sie verlangen unsere ganze Aufmerksamkeit. Heute gilt es vielfach, nicht mehr dabei zu sein, sondern auf Facebook und Co. zu posten, dass man dabei ist.“ Gemeinschaft sei eben nicht nur digitaler Kontakt, sondern auch die Bestätigung von Menschlichkeit und Erfahrung sowie Erfahrbarkeit: „Wer im Körper nicht zuhause ist, ist auch in der Welt nicht zuhause.“ Wie Gemeinschaft gelingen kann, beschreibt Barbara Stöckl: durch Zuhören, Da sein, freiwilliges Engagement, Achtsamkeit, Stille, Respekt und die sogenannte „Herzenstreue“, ein Begriff, den sie von Sozialarbeiterin und Flüchtlingshelferin Maria Loley gelernt habe.
„Ohne gemeinschaftliches Handeln geht nichts“
Auch BHW-Landesvorsitzende Bettina Rausch-Amon hielt die Gemeinschaft hoch: „Ohne gemeinschaftliches Handeln geht in den BHW-Vereinen gar nichts. Wenn auch die Umsetzung in unseren örtlichen Bildungskompetenzstellen ganz unterschiedlich ist, ist das Bewusstsein für Gemeinschaft und das gemeinsame Tun im Vordergrund. Erwachsenenbildung ist schließlich ein gemeinsames Ziel von uns allen und trägt sehr zum zwischenmenschlichen Austausch bei.“
Kultur.Region.Niederösterreich-Geschäftsführer Martin Lammerhuber unterstrich die Bedeutung der regionalen Kulturarbeit und Erwachsenenbildung für die Gemeinschaft: „Wir müssen uns weiterbilden, weil wir nicht dieselben Antworten wie vor 20 Jahren geben können. Es braucht Antworten auf aktuelle Herausforderungen und es braucht vor allen Dingen die persönliche Ansprache, um sie zu lösen. Regionale Kulturarbeit und Bildungsarbeit in den Gemeinden ist verlässlich echt, von vielen Menschen mit all ihren Kompetenzen und Tugenden getragen. Dies kann die KI nie ersetzen.“
Warum Talk im Turm diesmal im Schloss Gurhof stattfand, beantwortete BhW Niederösterreich-Geschäftsführerin Therese Reinel: „Das Format Talk im Turm ist unser Leuchtturm in Sachen Bildung, mit dem wir jährlich Akzente setzen und anregen. Gerade nach der Corona-Zeit war es uns wichtig, einen Schritt weiter zu gehen, nämlich in die Regionen. Auch vor diesem Hintergrund, nämlich, dass wir mit dem BhW wie den BHW-Vereinen regional aktiv sind, sehen wir uns als Bildungs-Nahversorger vor Ort in ganz Niederösterreich.“
„Talk im Turm“ wurde „hybrid“ abgehalten, das heißt, der Event wurde auch vielfach zu Hause auf dem Handy, dem Tablet oder dem Computer mitverfolgt. Für eine gelungene Simultanübersetzung in Gebärdensprache sorgten einmal mehr Verena Attwood und Sabine Zeller.
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